Es gibt Düfte, frisch wie Kinderwangen süß wie Oboen, grün wie junges Laub verderbte Düfte, üppige, voll Prangen wie Weihrauch, Ambra, die zu uns im Staub den Atemzug des Unbegrenzten bringen und unserer Seele höchste Wonnen singen.

Charles Baudelaire (1821 – 1867), Französischer Dichter und Ästhetiker

Wenn wir an Gerüche denken oder sie beschreiben wollen, gibt es nur sehr wenige Worte, die wir nutzen können. Für gewöhnlich greifen wir dabei auf Bezeichnungen zurück, die eher mit dem Geschmackssinn in Verbindung gebracht werden – vanillig, orangig, würzig. Natürlich gibt es auch Worte, die Gerüche beschreiben: verbrannt, beißend, verfault, zitrusfrisch, holzig etc., aber sie beschreiben meist nicht den Geruch an sich, sondern den Zustand, in dem sich ein Produkt oder eine Zutat befindet.

Wissenschaftler und Linguisten forschen seit Ewigkeiten nach den Gründen, weshalb wir Gerüche nur so schwer beschreiben können. Immerhin ist der Geruchssinn Entwicklungsgeschichtlich einer der ältesten Sinne. Lange bevor Lebewesen sehen und hören konnten, nahmen sie Geruchssignale wahr. Dennoch waren etwa Charles Darwin und Immanuel Kant davon überzeugt, es läge an der geringeren Bedeutung des Geruchssinns im Vergleich zu unseren anderen Sinnen. Sie sprachen gar vom verkümmerten Geruchssinn.

Inzwischen gibt es Hinweise, dass diese Theorie nicht stimmt. Tests mit Jägern und Sammlern in Malaysia haben gezeigt, dass die Volksgruppe der Jahai nicht nur exzellent riechen kann, sondern auch ein umfassendes Vokabular für Gerüche hat. Sie können sogar Gerüche aus unserer westlichen Welt präziser beschreiben als wir, obwohl wir sie eigentlich viel besser kennen. Dafür verwenden die Jahai eigenständige abstrakte Begriffe, die an keine bestimmte Quelle gebunden sind.

Anders, als man früher dachte, scheint die Nase also kein durch die Evolution verkümmertes Sinnesorgan zu sein. Grundsätzlich kann sie Gerüche auch heute noch so präzise unterscheiden wie unser Auge Farben. Allerdings nutzen wir die Nase in unserer zivilisierten westlichen Welt nicht mehr so intensiv. Wir sind schlichtweg nicht mehr darauf angewiesen, feinste Gerüche voneinander unterscheiden zu müssen, um das Überleben und Fortpflanzen zu sichern und sind damit gleichsam vor ihrer Vielfältigkeit verstummt.

 

Quellen:

https://www.zeit.de/zeit-wissen/2015/02/sprache-sinne-beschreibung-geruch-geschmack [letzter Zugriff: 14. Oktober 2019]

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/maniq-sprache-15-abstrakte-begriffe-fuer-gerueche-a-967656.html [letzter Zugriff: 14. Oktober 2019]

https://de.lush.com/artikel-warum-ist-es-so-schwer-gerueche-zu-beschreiben [letzter Zugriff: 14. Oktober 2019]